Niedersfeld - Hildfeld /
Die fünfte Etappe der Winterberger Hochtour führt uns von Niedersfeld, über den Langenberg, der mit 843,1 m der höchsten Berg Westfalens ist, weiter über die schöne Niedersfelder Hochheide mit Clemensberg und schließlich runter ins kleine Örtchen Hildfeld.
Die Hochheide (NSG Neuer Hagen) in Niedersfeld ist das flächenmäßig größte und auch höchste Heidegebiet in unserem Land. Heute hat sie noch etwa 100 Hektar. Naturschutzgebiet (NSG) ist, so ist sie in Wirklichkeit ein Relikt harter menschlicher Eingriffe und Zeichen der Not vergangener Jahrhunderte.
Auch wenn sie offiziell ein Düngemittel brauchten, gab es außer Stallmist und Jauche nichts. Alle Tiere, Kühe, Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine mussten sich im Sommerhalbjahr im und vom Wald ernähren, da die Talwiesen ausschließlich zur Heugewinnung für den Winter genutzt wurden. Der Dorfhirt führte sie täglich auf die Waldweide, Hude genannt. Die jungen Bäumchen fielen den Tieren zum Opfer, der Wald konnte sich nicht verjüngen und im Laufe der Jahrhunderte entstanden kahle Flächen auf den Bergen des Sauerlandes. Bergnamen wie Kahler Asten, Kahle Pön, Ka-Lied, Kahleberg usw. zeugen davon. Da das Stroh als Nahrungsvorrat im Winter für die Tiere gebraucht wurde, zogen die Bauern auf die kahlen Flächen und hackten die oberste Pflanzenschicht ab, um sie in den Ställen als Streu zu verwenden. Der Mist wurde als Dünger auf die Felder gestreut. Zugunsten des Bodens auf den Feldern verarmte der Waldboden und Pflanzen siedelten sich an, die mit wenigen Nährstoffen zufrieden sind, z.B. das Heidekraut und Beerensträucher.
Auch für diese Entwicklung zeugen Bergnamen wie Heidkopf und Heidberg. Heute gefallen uns die im Herbst farbenprächtigen Heidelandschaften. Sie bieten herrliche Aussichten und laden zum Wandern ein. Wenn wir die heutige Erholungslandschaft erhalten wollen, müssen wir leider wieder eingreifen und placken (der Begriff Plackerei stammt daher). Sonst holt sich die Natur zurück, was ihr einmal gehörte und macht wieder Wald aus der Hochheide. Der Hochsauerlandkreis lässt sich die Erhaltung der Hochheide hier und am Kahlen Asten jedes Jahr bares Geld kosten, da Schäfer und Schafherde bezahlt werden wollen und die Plaggenarbeit maschinell durchgeführt wird. Mühevolle Handplackerei leistet heute freiwillig niemand mehr.
Weiter führt uns die Tour nach Hildfeld. Der nah an Hildfeld gelegene 838 m hohe Clemensberg ist dem Diabas-Abbau der Mitteldeutschen-Hartstein-Industrie (MHI) zum Opfer gefallen. Mit den maschinell abgeschobenen Heideplaggen hat man nun einen "neuen" 838 m hohen Clemensberg aufgeschüttet, über den der Rothaarsteig© verläuft. Es bietet sich ein fast unvergleichlicher Panoramablick über die Berge des hessisch-waldeckischen Uplandes und das gesamte Hochsauerland. Eine Bildtafel klärt uns dort über den Steinbruch auf.
Im Diabassteinbruch der MHI wird vulkanisches Gestein, nämlich Diabas gefördert. Diabas heißt Grünstein und hat sich vor 320 Mio. Jahren in die Ablagerungen des Devonmeeres ergossen. Dort erkalteten sie und wurden von Sedimenten überlagert. Der zunehmende Druck verwandelte sie zu verschiedenartigen Gesteinen vulkanischen Ursprungs. Diabas eignet sich hervorragend für den Straßenbau und als Untergrund für Bahndämme der Eisenbahn. Die tägliche Förderung beträgt etwa 3.000 Tonnen.
Das weiße Gelübdekreuz mit dem nicht weit entfernten Gelübdestein erinnert an einen Hildfelder Soldaten, der in aussichtsloser Situation in Italien gelobte, bei glücklicher Heimkehr ein Kreuz auf den Clemensberg zu tragen. 1946 konnte er sein Gelübde erfüllen. Wir wollen hoffen, dass allen Wandersleuten ebenfalls eine glückliche Heimkehr beschieden sein wird!
Hildfeld an sich (althochdeutsch: hiltfelde = Feld am Hang) kann zu den ältesten Siedlungen im oberen Sauerland gezählt werden. Es ist wohl der altsächsischen Siedlungsperiode (500 – 800 n.Chr.) zuzurechnen. 1220 wird es erstmals urkundlich erwähnt. Große Strukturveränderungen hat es nach dem II. Weltkrieg gegeben, so dass sich die Einwohnerzahl von 320 auf über 600 fast verdoppelt hat. Überragt wird das Dorf von den Steinbruchanlagen der MHI zwischen Pölz und Clemensberg, aber auch der Fremdenverkehr hat die Erwerbsstruktur deutlich verbessert.